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Körpersprache des Hundes


Hunde kommunizieren viel miteinander oder auch mit uns. Dabei sprechen sie mit uns nicht anders als mit anderen Hunden.
Sie kommunizieren aber nicht nur, wenn sie Laute von sich geben. Der größte Teil ihrer Sprache ist nonverbal, d.h. sie sprechen mit dem Körper.

Wir Menschen tun das auch sehr viel, allerdings ist uns das oft gar nicht mehr bewußt. Parellelen werde ich später einmal aufzeigen.
Eben, weil wir unsere Körpersprache so unbewußt einsetzen, kommt es aber auch nicht selten zu Mißverständnissen zwischen uns und unserem Hund.
Auch hierzu später mehr.
Erstmal ein paar allgemeine "Vokabeln" aus der Körpersprache des Hundes. Und was jetzt kommt, sind keine besonderen Verhaltensweisen. Wenn ihr eure Hunde mal bewußt beobachtet, dann werdet ihr merken, wie viel man eigentlich sehen kann.

Wenn unser Hund nonverbal spricht, dann spricht er mit dem ganzen Körper. Man darf nicht nur z.B. auf die Rutenhaltung achten. Erst das Zusammenspiel von Augen, Ohren, Gesichtsmimik, Rutenhaltung, Haarstellung und Gang bzw. Körperhaltung ergeben die Sprache. Dabei kann der ein oder andere Faktor mal mehr, mal weniger deutlich zu sehen sein. Das ist ja auch rasseabhängig.

Ernstkämpfe sind bei gut sozialisierten Hunden sehr selten, eben weil sie sich vorher mittels Körpersprache verständigen. Sie legen gar keinen Wert darauf, immer erstmal alles auszukämpfen, denn schließlich gehen sie dabei ja auch jedesmal das Risiko einer eigenen Verletzung ein.

Schauen wir uns jetzt aber mal an, wie Hunde ihren Körper einsetzen:

Die Rute ist ein wichtiges Ausdrucksmittel. Im entspannten Zustand wird sie je nach Rasse anders getragen, das muß man berücksichtigen. Die Rute kann also
  • entspannt sein
  • aufrecht getragen werden
  • aufrecht und wedelnd getragen werden
  • aufrecht getragen werden und nur die Rutenspitze wedelt
  • steil aufrecht getragen werden
  • waagerecht getragen werden
  • zwischen den Hinterbeinen oder
  • unter dem Bauch getragen werden.

  • Warum wedeln Hunde mit der Rute?
    NICHT, wie wir immer dachten, weil sie sich freuen. Wedeln deutet immer auf einen emotionalen Konflikt hin.

    Der Welpe begrüßt ein erwachsenes Rudelmitglied mit heftigem Wedeln.
    Konflikt: er möchte gerne hin, ist aber gleichzeit unsicher, sich zu nähern

    Auch beim Imponierverhalten wedelt die Rute schnell hin- und her.
    Konflikt: der Hund ist einerseits zum Angriff bereit, fürchtet aber andererseits die Auseinandersetzung

    Das Rutenwedeln dient aber auch der geruchlichen Kommunikation. Die Analdrüsen im Bereich des Afters produzieren ein Sekret, das die persönliche Duftmarke des Hundes ist. Beim Wedeln wird die Produktion angeregt und durch die hochgetragene Rute gut verteilt. Selbstbewußten Hunden ist es also ein Muß, ihren Duft zu verteilen, unterwürfige Hunde bedecken die Analdrüsen mit der Rute.


    Auch bei den Ohren muß man die Normalstellung kennen, um die Signale richtig deuten zu können.
    Ohren können
  • Aufgerichtet/neutral getragen werden
  • Aufgerichtet und in verschiedene Richtungen gedreht sein (Geräuschortung)    
  • nach vorn gerichtet sein
  • angelegt sein

    Bei schlappohrigen Hunden kann man auch eine Veränderung an der Ohrbasis, also an den Bewegungen der Ohrmuschel erkennen.
  • Augen und Stirn ergeben folgendes Zusammenspiel

  • groß wirkende Augen, da die Stirn nach hinten gezogen wird, glatt ist
  • klein wirkende Augen, da die Stirn nach vorn gezogen wird und in Falten liegt

    Die Schnauze des Hundes, also das Maul und der Nasenrücken ist
  • neutral geschlossen oder leicht geöffnet
  • Mundwinkel nach vorn gezogen, Nasenrücken gekraust, im vorderen Bereich werden die Lefzen hochgezogen und Schneide- und Fangzähne entblößt
  • Wie oben nur das Maul noch (meist nur leicht geöffnet)
  • Mundwinkel nach hinten gezogen, Mund geschlossen, Nasenrücken glatt
  • Mundwinkel nach hinten gezogen, Nasenrücken gekraust, Lefzen hochgezogen, so daß alle Zähne entblöst sind
  • Wie oben nur zusätzlich noch das Maul weit aufgerissen

    Und zu guter Letzt, der Körper des Hundes. Er ist

  • enstpannt
  • angespannt
  • Nackenhaare sind aufgestellt
  • Haare über den gesamten Rücken sind aufgestellt
  • Gewicht ist nach vorn verlagert
  • Gewicht ist nach hinten verlagert
  • Vorderkörper abgedukt, die Vorderbeine weit gespreizt

  • Das waren jetzt die Ausdrucksmöglichkeiten der einzelnen Körperpartien. Wie vorher schon erwähnt, ergibt aber erst das Zusammenspiel aller die Körpersprache.
    Eben diese Körpersprache soll dem Gegenüber immer eine Botschaft vermitteln. Hunde verschwenden keine Zeit mit Smalltalk. Sie drücken ihre Stimmung klar und deutlich aus.
    Wie? Das werde ich jetzt mal beschreiben und anhand von einigen Bildern zeigen.

    Der entspannte Hund
    hat allgemein eine sehr entspannte Körperhaltung. Die Rute hängt entspannt, die Ohren sind entweder aufgerichtet (Stehohren) oder hängen locker (Schlappohren), die Schnauze ist geschlossen oder leicht geöffnet. Die Bewegungen des Hundes sind locker und fließend.
    Der aufmerksame Hund
    hat eine leicht gespannte Körperhaltung, die Rute wird waagerecht getragen, die Ohren sind aufgerichtet und drehen sich in Richtung der Geräuschquelle.


    Der selbstsichere Hund
    hat eine aufrechte Körperhaltung, die Rute ist aufgestellt und wedelt evtl., die Ohren stehen aufrecht, er blickt sein Gegenüber unvermittelt an, den Kopf aufrecht getragen. Zusätzlich hat er evtl. aufgestellte Nackenhaare und einen etwas steifen Gang.
    Vergleich Mensch: wir erkennen einen selbstsicheren Menschen daran, daß er sehr gerade geht und seinen Mitmenschen direkt in die Augen guckt.

    Der selbstsichere, drohende Hund
    zeigt ebenfalls o.g. Körperhaltung. Sein Körpergewicht ist nach vorn verlagert. Zusätzlich senkt er aber die Schnauze ab, damit seine Gesichtsmimik besser zu erkennen ist. Er kräuselt den Nasenrücken, zieht die Stirn nach vorn und hebt den vorderen Bereich der Lefzen an, so daß seine Schneide- und Fangzähne zu sehen sind. Auch er blickt sein Gegenüber direkt an und zeigt so deutlich seine Bereitschaft zum Angriff.
    Vergleich Mensch: wenn er droht, dann macht er sich ebenfalls gerade, durch Kopf heben groß, verschränkt die Arme vor der Brust, verlagert sein Körpergewicht nach vorn, starrt sein Gegenüber an und zieht die Augenbrauen hoch, also die Stirn in Falten
    Der unsichere Hund
    hat eine leicht abgedukte Körperhaltung. Die Rute wird evtl. erst seeehr hoch getragen, senkt sich dann aber mit Annäherung der Gefahrenquelle immer mehr ab, wird dann zwischen den Hinterbeinen getragen. Die Ohren werden leicht angelegt, die Schnauze wird hochgetragen, damit die Gesichtsmimik nicht zu sehen ist. Die Stirn wird nach hinten gezogen, ist damit glatt und die Augen wirken so größer. Die Haare über die komplette Rückenpartie werden aufgestellt. Sein Körpergewicht ist nach hinten verlagert, er ist zur Flucht bereit.
    Vergleich Mensch: ein unsicherer Mensch senkt den Kopf, läßt die Schultern fallen (macht sich klein), schaut nach unten oder zur Seite, geht evtl. Schritte zurück. Wenn ihm etwas nicht geheuer ist, bekommt er evtl. eine Gänsehaut (aufstellen Haare)


    Der unsichere, drohende Hund zeigt ebenfalls o.g. Körperhaltung. Zusätzlich zieht er die Lefzen hoch, so daß sämtliche Zähne entblößt sind. Die Ohren sind ganz angelegt und er reißt evtl. das Maul noch weit auf.
    Dazu muss ich aber auch anmerken, dass ein Hund, der aus Unsicherheit droht, eben dabei auch sehr sicher wirken kann. Das liegt dann meist daran, dass er dieses Verhalten einfach schon sehr oft ausgeführt hat - mit Erfolg. Er ist sich seiner Sache dabei also sehr sicher, aber nichts desto trotz ist der Grund dabei Unsicherheit. Man muss daher seinen Hund schon gut beobachten, um den Unterschied auch wirklich zu bemerken.

    Der ängstliche Hund versucht sich so klein wie möglich zu machen, geht in den Hinterläufen richtig in die Knie. Die Rute wird zwischen die Beine geklemmt, unterm Bauch getragen, die Ohren sind angelegt. Auch er zieht die Lefzen weit zurück, entblößt ggf. alle Zähne. Seine Haare sind aufgestellt. Sein Körpergewicht ist nach hinten verlagert, was aber einen Angriff nicht ausschließt, wenn Flucht nicht mehr möglich ist.

    Der Hund in der Spielaufforderung ist wohl noch am einfachsten zu erkennen. Der Vorderkörper ist abgeduckt, die Vorderbeine weit auseinandergespreizt und der ganze Hund scheint zu lächeln. Hunde in dieser "Pose" wollen aber nicht immer nur einfach toben. Diese Spielaufforderung ist auch ein beliebtes "Calming Signal", um Spannung aus einer Situation zu nehmen bzw. umzulenken.

    Wie kann es nun aussehen, wenn sich zwei Hunde begegnen? Das ist von den einzelnen Charakteren abhängig, hier mal einige Beispiele:

    1. Ein Welpe nähert sich einem erwachsenen Rudelmitglied.
    Er macht sich klein, knickt in den Hinterbeinen ein, legt die Ohren an, hebt den Kopf. Er kriecht beinahe heran, wedelt mit der Rute, was -wie wir ja jetzt wissen- aus dem Konflikt heraus kommt. Er leckt die Mundwinkel des Erwachsenen zur Beschwichtigung.Der erwachsene Hund bleibt entweder ruhig stehen und ignoriert den Kleinen.
    Oder er versteift etwas, macht sich also größer, wendet den Kopf ab hebt die vordere Lefzenpartie. Als Steigerung knurrt er.
    Wenn das nichts nützt, dann kann ein Abschnappen (gezieltes Vorbeischnappen) folgen oder aber er greift mit seinem Fang über die Schnauze des Welpen. Der junge Hund zeigt daraufhin seine Unterwerfung und legt sich auf den Rücken.
    Ich rede hier nur von einem erwachsenen Rudelmitglied. Bei fremden Hunden kann es auch ernsthaftere Verletzungen für den Welpen geben, denn Welpenschutz gibt es nicht (höchsten im eigenen Rudel!!!)

    2. Ein selbstsicherer und ein unsicherer Hund begegnen sich.
    Der selbstsichere Hund geht direkt auf den anderen Hund zu. Er hat eine aufrechte Körperhaltung, die Schnauze leicht gesenkt, damit seine Gesichtsmimik sichtbar ist. Er sieht sein Gegenüber direkt an.
    Der unsichere Hund macht sich kleiner, legt die Ohren an, streckt den Nacken, damit durch das Kopfheben seine Mimik nicht sichtbar ist. Um sein Gegenüber nicht zu provozieren, wendet er den Blick ab oder dreht ihm ganz die Seite zu. Der dominate Hund wendet sich dann entweder nach der Analkontrolle ignorierend ab oder er kostet seine Macht noch etwas aus und provoziert den unsicheren Hund.
    Provokation kann z.B. sein:

  • anknurren
  • Kopf oder Pfote auf den Rücken oder Hals des anderen legen
  • Aufreiten
  • Weg versperren, also in der Bewegung einschränken

    Der unsichere Hund signalisiert seine Unterlegenheit nun deutlicher durch Friedensangebote wie

  • Gähnen
  • Am Boden schnüffeln
  • Sich kratzen
  • Sich über die Schnauze lecken
  • Das Anheben einer Pfote
  • Spielaufforderung

    Er beschwichtigt also.
    Ein gut sozialisierter Hund akzeptiert das und läßt den anderen gehen. Evtl. verfolgt er ihn noch ein paar Schritte, dreht dann aber ab.

    3. Zwei selbstbewußte Hunde begegnen sich:

    Sie gehen steif aufeinander zu, sehen sich an.
    Beide umkreisen sich, seitlich zueinander. Durch Abwenden des Blickes (auch nur kurz) von einer Seite wird die Situation entschärft.
    Sollte keiner von beiden den Blick abwenden, wird das als Provokation angesehen und es kann zu einem Kommentkampf kommen.

    Auch Körperkontakt in Form von Anrempeln, Kopf auflegen, Aufreiten ist eine Provokation. Der eine unterschreitet demonstrativ die Individualdistanz des Gegners.

    So könnte man das jetzt noch ewig fortführen, aber ich wollte nur mal ein paar Beispiele nennen.
    Lieber möchte ich aber nochmal kurz auf unsere Körpersprache und die damit verbundenen Mißverständnisse kommen. Daß wir - wenn auch sehr unbewußt - auch viel mit dem Körper sprechen, habe ich ja schon dargestellt. Dieses "unbewußt" ist aber auch genau die Gefahr.

    Beispiel 1:
    Unser Hund soll kommen, also rufen wir ihn. Er ist aber gerade abgelenkt und reagiert nicht sofort. Wir werden sauer, stemmen die Hände in die Hüften, beugen uns nach vorn und rufen wieder. Das Hörzeichen ist "Komm", aber unser ganzer Körper sagt "Bleib mir ja vom Leib"


    Man beachte das "Züngeln" und die leicht abgesenkte Haltung

    Steigerung dann noch: Unser Hund versucht nun von weitem uns zu beschwichtigen, er macht sich klein, legt die Ohren an, klemmt die Rute ein, wendet den Blick ab, leckt sich übers Maul, also beschwichtigt und wir stehen nur da uns brüllen ihn an. Und unser Körper nimmt eine immer drohendere Haltung ein.



    Beispiel 2: Unser Hund liegt im Platz und soll nun Sitz machen. Wir beugen uns über unseren Hund und geben ihm das Hörzeichen und evtl. Handzeichen für "Sitz". Unser Körper aber drückt ihn förmlich unter die Grasnarbe.

    Steigerung: unser Hund legt die Ohren an, wendet den Blick ab, kratz sich, zeigt also ganz deutlich, daß er sich in einem Konflikt befindet, aber wir reissen ihn dann an der Leine hoch, weil er es von allein ja nicht macht, der faule Hund!!!

    Beispiel 3:
    Unser Hund soll "Fuß" gehen, ist aber abgelenkt und hinkt etwas hinterher. Wir werden energischer mit der Stimme und gleichzeitig versteift sich unser ganzer Körper. Wir wollen nun, daß unser Hund neben uns läuft, aber mit dem Körper sagen wir "Ich bin sauer, bleib mir bloß vom Leib!" Der Hund tut das aus seiner Situation einzig wahre, er hält Abstand und bleibt zurück.

    Steigerung: wir fahren blitzschnell herum, fauchen unseren Hund an, er wendet den Blick ab, hält noch mehr Abstand, legt die Ohren an, leckt sich über die Schnauze. Wir reissen ihn an der Leine heran und bringen ihn damit in eine wirklich Konfliktsituation.

    Andere Beispiele:

  • Das direkte Hinunterbeugen zum Hund, um ihn zu streicheln. Der Hund will ausweichen, wir ziehen ihn zu uns heran.

  • Wir schimpfen mit unserem Hund, er macht sich klein, beschwichtigt und wir strafen munter weiter, weil wir noch nicht fertig sind mit ihm.

  • Unser Hund kaut einen Knochen, wir nähern uns ihm. Er legt die Ohren an, wendet den Blick ab, zieht die Lefzen ganz hoch und knurrt. Wir packen ihn uns, schimpfen und nehmen ihm den Knochen weg. Alles, was der Hund hier gezeigt hat war, daß er kein Vertrauen zu uns hat. Und er hatte ja wohl Recht...
    Allerdings muß man gerade hierbei seeehr auf die Körpersprache achten, denn wir wollen uns nicht von einem dominanten Hund vom Futter vertreiben lassen.

    Calming Signals - was ist das denn?
    Näheres dazu könnt Ihr hier lesen...


    Zum Schluß noch eines:
    Nicht jedes Verhalten, daß der Hund zeigt ist so deutlich, daß es uns förmlich ins Gesicht springt. Das meiste läuft in ganz feinen Nuancen ab. Aber auch die kann man sehen, wenn man sich einfach nur mal die Mühe macht, seinen Hund zu verstehen anstatt sich auf Spaziergängen über das Fernsehprogramm oder Kochrezepte zu unterhalten. Wenn man die Körpersprache seines Hundes versteht, dann versteht man seinen Hund besser. Und der wiederum zeigt uns, wenn unsere Körpersprache nicht mit dem übereinstimmt, was wir gerade aussprechen.
    Und je weniger widersprüchlich wir sind, desto mehr Vertrauen gewinnt unser Hund zu uns.
    Wir können also nur dabei gewinnen
    .



    Quelle


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